Kurzfilmabend


29.06.2023 OmU;




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                    Kurzfilmabend


Egal ob 30, 15 oder 9 Minuten lang, Kurzfilme sind vielfältig. Nicht nur in ihrer Dauer; auch in der Thematik und Darstellung variieren sie von Animations- über Experimental- bis zu Langfilmen und von Gefühlen der Freude und Ausgelassenheit bis zu Trauer und Ängsten.
Wie jedes Jahr haben wir wieder die besten der für den Deutschen Kurzfilmpreis nominierten Filme ausgesucht, um Euch eine abendfüllende Vorstellung des kurzen Filmformats zu präsentieren!

WÜRDENBEWAHRERIN von Sandro Rados
Seit vielen Jahren arbeitet Esma in Deutschland in der Pflege. Als mobile Krankenschwester versorgt sie ihre Patienten zuhause – immer auf dem Sprung zum nächsten Termin. Obwohl ihre Vorstellungen von guter Arbeit regelmäßig mit den strengen Zeitvorgaben des Pflegedienstes kollidieren, hat die gebürtige Bosnierin sich mit dem System ihrer zweiten Heimat arrangiert und so einen Weg gefunden, als alleinerziehende Mutter über die Runden zu kommen. Am Geburtstag ihrer Tochter will Esma alles daransetzen, rechtzeitig zum Ende ihrer Schicht zu Hause zu sein. Doch als ein Todesfall die strenge Termintaktung ihres Tages aus dem Gleichgewicht bringt, sieht sie sich mit einer schwierigen Entscheidung konfrontiert.

BACKFLIP von Nikita Diakur
Einen Rückwärtssalto zu versuchen ist nicht besonders sicher. Du kannst dir das Genick brechen, auf dem Kopf landen oder dir die Handgelenke brechen. Nichts von alldem ist schön, also macht das mein Avatar für mich. Er trainiert mit einen 6-Kern-Prozessor mit Hilfe von Machine Learning. Der Prozessor ist nicht der neueste, aber er berechnet immer noch 6 Sprünge pro Durchgang. Ein Durchgang dauert eine Minute, das sind 360 Sprünge in einer Stunde und 8.640 Sprünge an einem Tag. Ich selbst wäre nicht in der Lage, so viel zu springen.

HUNDEFREUND von Maissa Lihedheb
HUNDEFREUND erforscht mit rigoroser Genauigkeit die Komplexität von Race in Deutschland, indem er die Geschichte von Malik erzählt: einem Schwarzen und queeren Mann Mitte zwanzig. Als während eines Dates mit einem weißen Mann ein Streit ausbricht, rücken ihre ungleichen Positionen in den Vordergrund. Der Film, der kühn zwischen Komödie, Drama, Charakterstudie und filmischem Experiment oszilliert, untersucht Themen wie Liebe, Race und psychische Gesundheit – und deutet dabei subtil (und manchmal lautstark) an, dass diese untrennbar miteinander verbunden sind.

WILL MY PARENTS COME TO SEE ME von Mo Harawe
Somalia. Eine Polizistin sitzt in ihrem geparkten Auto. Nach einer Weile steigt sie aus, setzt ihre Dienstkappe auf und betritt das Gefängnis. Dort sind für den jungen Farah entscheidende Stunden angebrochen.
Um ihn herum beginnt eine organisatorische Maschinerie anzulaufen. Farah wird von einer Ärztin untersucht, vom Gerichtsdiener instruiert, von einem Imam betreut werden. Er wartet auf den Besuch seiner Eltern.
„Wie geht es dir?”, ist die Frage, die Farah an diesem Tag jeder stellt. „Gut”, ist seine immer gleiche, knappe Antwort. Erst als die Polizistin Farah am nächsten Morgen aus der Stadt bringt, wird das Unaussprechliche schmerzvolle Realität.

SUNSET SINGERS von Jessica Poon
Hongkong 2019: Long und Sophie, ein pensioniertes Ehepaar, sind Amateursänger. Trotz der sozialen Unruhen findet ihre Gesangsaufführung wie gewohnt statt. Während Sophie früh am Veranstaltungsort eintrifft und sich vorbereiten kann, wird Long durch unerwartete Umstände in der U-Bahn aufgehalten.
SUNSET SINGERS verbindet Animation mit dokumentarischem Material, das 2019 während der Proteste gegen die Auslieferung von Gefangenen gefilmt wurde. Der Film ist ein fiktionaler Kommentar auf die parallelen Lebensrealitäten von Menschen aus Hongkong.

URBAN SOLUTIONS von Arne Hector, Vinícius Lopes, Luciana Mazeto & Minze Tummescheit
Während der Kolonialzeit bereist ein europäischer Künstler Brasilien und berichtet in Briefen und Zeichnungen von seinen Eindrücken. 200 Jahre später starrt ein Portier auf die Bilder der Überwachungskameras und denkt über seinen Beruf und das Verhältnis zu seinen Arbeitgebern nach. Alles scheint in bester Ordnung. Bis die Bilder des europäischen Künstlers auftauchen und mit ihnen die Albträume der Vergangenheit. Ist es nur ein Albtraum, oder ist es ein Aufruf zur Revolte?

PLATFORM von Steffen Köhn & Johannes Büttner
Luis ist ein Deliveroo-Fahrer in Berlin, der einen sehr seltsamen Kunden trifft. Ramesh liefert für Uber Eats in Hongkong und gerät in eine Falle. Hiro arbeitet für Amazon Flex und verfolgt gleichzeitig seine Schauspielkarriere, als er ein überraschendes Angebot von Amazon Studios erhält. Sie alle sind über die Chatfunktion eines Online-Pizzaliefersimulators miteinander verbunden. Sie haben etwas vor. Nur was?

Wir meinen: Bis heute steht das Medium Kurzfilm und der Deutsche Kurzfilmpreis für innovative Filmideen und damit für das Kino von morgen.